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AMORPHIS – Circle

Band: Amorphis
Album: Circle
Spielzeit: 46:22 min.
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 19.04.2013
Homepage: www.amorphis.net

Um eines vorwegzunehmen: Ich bin befangen! Seit den Anfangstagen bin ich Fan von AMORPHIS, habe ihre Entwicklung über die Jahre begleitet und diese mal mehr, mal weniger geschätzt. Besonders die musikalische Identitätskrise zu Beginn des letzten Jahrtausends und die anschließende Trennung von Sänger Pasi Koskinen fühlten sich wie das Ende der Band an. Doch dann überraschten AMORPHIS mit der Verpflichtung von Tomi Joutsen – ein Glücksgriff, der nicht besser hätte sein können.

Nach einigen guten bis herausragenden Alben mit Joutsen meldet sich die Band nun mit Circle zurück. Zum ersten Mal in der jüngeren Bandgeschichte haben sie einen externen Produzenten engagiert: Peter Tägtgren, Mastermind hinter Hypocrisy und Pain.

Kaum ein Album hat mich in den letzten Monaten mehr gespannt gemacht als Circle. Einige Rock-Garage-Kollegen waren überzeugt, dass ich den Release des Albums wegen meiner Aufregung gar nicht mehr erleben würde. Nun gilt es herauszufinden, ob sich die Vorfreude wirklich gelohnt hat.

Der Opener „Shades of Gray“ macht sofort klar: AMORPHIS gehen wieder härter zur Sache als auf den Vorgängeralben. Die Rhythmusgitarren klingen fetter, und Tomi growlt wie selten zuvor, bevor der Refrain melodisch und eingängig wird. Der Song könnte auch auf Elegy oder Tuonela stehen. „Mission“ ist ein klassischer AMORPHIS-Track der neuen Ära – stampfende Rhythmen und melancholische Melodien prägen sowohl Strophe als auch Refrain, bevor das Solo das Tempo anzieht.

„The Wanderer“ ist ein typischer AMORPHIS-Rocker, der sich am Vorgängersong orientiert. Mit seinen progressiven Elementen und der 80er-Jahre-Schlagseite ist er gut, aber auch etwas vorhersehbar. „Narrow Path“ gehört zu den folkigeren Nummern auf Circle, mit harten Gitarren und Flöten – eine klare Hommage an Blind Guardian.

Es folgt die bereits als Vorabsingle veröffentlichte „Hopeless Days“. Der düstere Einstieg erinnert an Hypocrisy, während der Refrain typisch AMORPHIS ist: hochmelodisch, aber von einer gewissen Melancholie durchzogen. Bis hierhin bietet das Album eine abwechslungsreiche Mischung.

Der Höhepunkt folgt jedoch gleich danach. Nach einem akustischen Vorspiel explodiert „Nightbird’s Song“ in eine Death Metal-Perle, die ihresgleichen sucht. Tomi begibt sich stimmlich in Regionen, die selbst Immortal beeindruckend finden dürften. Der Refrain, nach einer clean gesungenen Bridge, packt mich auch beim zehnten Durchlauf noch immer – Gänsehaut garantiert. Sogar ein Flötensolo findet seinen Platz. Ein absolutes Highlight, das Erinnerungen an The Karelian Isthmus und Tales from the Thousand Lakes weckt. Einfach fett!

„Into the Abyss“ besticht durch komplexes Schlagzeugspiel und einen großartigen Refrain, bevor mit „Enchanted by the Moon“ ein weiteres Highlight folgt. Der Song kombiniert Death Metal-Riffs mit einem erhabenen Refrain und einer leichten Hypocrisy-Atmosphäre – einfach großartig.

Das progressive „A New Day“ bildet den Abschluss des Albums. Hier wird noch einmal aus dem Vollen geschöpft: Saxophon, Kirchenorgel und Flöten verwandeln den Song in eine psychedelische Progrock-Perle mit einem Hauch von 70er-Jahre-Feeling.

Hat sich die Vorfreude also gelohnt? Ein klares Ja. AMORPHIS haben sich, zumindest teilweise, wieder ihren Wurzeln zugewandt – wenn auch nicht ganz so konsequent wie beispielsweise Paradise Lost auf ihrem letzten Album. Doch das war auch nicht zu erwarten. Stattdessen klingt Circle wahnsinnig authentisch und keineswegs wie ein verzweifelter Versuch, den alten Spirit zurückzuholen.

Klingt es wie Elegy? Nein. Klingt es wie Tales from the Thousand Lakes? Auch nicht. AMORPHIS haben es geschafft, ihren über die Jahre gewachsenen Sound mit Elementen aus den Anfangstagen der Band zu einem unwiderstehlichen Cocktail zu mixen – und das könnte auch den alten Old-School-Fans gefallen. Einen nicht unerheblichen Anteil an diesem Erfolg dürfte Peter Tägtgren haben, der der Band einen organischen, fetten Sound verpasst hat.

Ob Circle eines Tages auf eine Stufe mit Jahrhundertwerken wie Elegy oder Tales from the Thousand Lakes gestellt werden kann, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: AMORPHIS haben mit Circle das stärkste Album seit dem Einstieg von Tomi Joutsen und eines der besten Alben ihrer Geschichte abgeliefert.

WERTUNG:  9 von 10

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Trackliste:

1. Shades Of Gray (5:27)
2. Mission (4:33)
3. The Wanderer (4:43)
4. Narrowpath (4:23)
5. Hopeless Days (5:08)
6. Nightbird’s Song (5:00)
7. Into The Abyss (5:36)
8. Enchanted By The Moon (5:32)
9. A New Day (6:00)

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Fazit
9/10

Zusammenfassung

Ob Circle eines Tages auf eine Stufe mit Jahrhundertwerken wie Elegy oder Tales from the Thousand Lakes gestellt werden kann, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: AMORPHIS haben mit Circle das stärkste Album seit dem Einstieg von Tomi Joutsen und eines der besten Alben ihrer Geschichte abgeliefert.

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Benutzer-Bewertung
9.5/10 (1 Stimme)

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